Bei der Podiumsdiskussion, zu der das Würzburger Bürgerkonvent ins Rudolf-Alexander-Schröder-Haus geladen hatte, wurden denn alle drei Probleme offenbar. Die Zuhörer äußerten sich ausgiebig, die Politiker sagten wenig. Zumindest wenig Neues. Das Thema? Eigentlich die Zukunft unserer Krankenversicherung, Bürgerversicherung oder Kopfpauschale. Doch wie es in der Gesundheitspolitik eben geht: Die Debatte zerbröselte ob der viel zu vielen Aspekte.
Auf dem Podium hatte als Verfechterin der Bürgerversicherung von der SPD die Passauer Bundestagsabgeordnete Jella Teuchner Platz genommen, dazu als Anwalt einer weitgehenden Privatisierung des Gesundheitswesens der praktizierende Arzt und gesundheitspolitische Sprecher der bayerischen Liberalen Otto Bertermann aus München. Die Grünen seien "trotz wochenlanger Kommunikation nicht in der Lage gewesen, einen sachkundigen Vertreter zu benennen", bedauerte Bürgerkonvents-Sprecher Bert Unckell. Dafür konnte Moderator Professor Hans-Joachim Petsch für die CSU überraschend und spontan den Abgeordneten Paul Lehrieder begrüßen.
"Wir werden keines der beiden Konzepte in Reinform bekommen. Wir sollten uns zusammenraufen", nahm Lehrrieder der Konfrontation umlagefinanzierte Bürgerversicherung kontra Gesundheitsprämie via Steuern Wind aus den Segeln. Ein Zuhörer stöhnte: "Das gibt sowieso ein Wischiwaschi." Fortan wurde im Publikum beinahe eifriger diskutiert als auf dem Podium, man steuerte eigene Erfahrungen bei. Die Begriffe Vorsorge, Eigenverantwortung und gesundheitsbewusstes Verhalten fielen - "da muss die Politik ansetzen".
Mehr Verantwortung, mehr Freiheit, das war genau im Sinne des FDP-Vertreters. "Wir müssen eine gemeinsame gesellschaftliche Diskussion führen, welche Risiken wir aus dem Leistungskatalog raus nehmen können." Paul Lehrieder stimmte zu: "Meinetwegen Selbstbehalt. Meinetwegen ein Risikozuschlag für Raucher." Jella Teuchner verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.
Irgendwann im Laufe der hitzigen, zerfaserten Debatte kam ein kluger Zuhörer zu Wort: "Die Materie ist zu komplex, als dass ich mir zutraue, hier an der Diskussion teilzunehmen."
Von unserem Redaktionsmitglied Alice Natter